Pettersen, Siri: Odinskind / Siri Pettersen. Aus dem Norwegischen von Dagmar Mißfeldt und Dagmar Lendt. - Deutsche Erstausgabe, 1. Auflage. - Zürich : Arctis, 2018. - 653 Seiten : Karte ; 22 cm. - (Die Rabenringe ; 1)
EST: Ravneringene Odinsbarn
Hirka wächst in Ymsland auf. Ymlinge haben im Gegensatz zu Menschen einen Schwanz (wie der einer Kuh), doch Hirka fehlt dieser. Ihr Vater erzählte ihr und jedem anderen, dass ihr dieser als Baby von einem Wolf abgebissen wurde. Als Hirka 15 Jahre alt ist, beichtet ihr Vater ihr, dass er sie gefunden hatte, als sie noch ein Baby war und sie aus der Welt der Menschen kommt. Hirka ist also ein Mensk, ein Odinskind oder Fäulnis, wie die Ymlinge sie nennen. Um jeden Preis muss Hirka dieses Geheimnis hüten, denn den Geschichten nach verbreiten Leute wie sie die Fäulnis.
Doch es sind unruhige Zeiten in Ymsland. Der regierende Rat hat zu viel Macht und schwimmt in Reichtümern, während das Volk von den Blinden - grausame Wesen, welche wie Hirka durch die Rabenringe nach Ymsland kommen- heimgesucht wird. Um sich vor den Blinden zu schützen vollzieht der Rat jedes Jahr ein Ritual, bei dem sich alle 15 jährigen Ymlinge dem Seher - einem Raben - vorstellen, der diese auf die Gabe prüft. Doch durch Hirkas Adern fließt keine Gabe, da sie kein Ymling ist. Was soll sie also tun um unentdeckt zu bleiben?
Anders als der Buchtitel suggeriert, geht es nicht um Götter und die nordischen Sagen werden nur leicht angeschnitten. Dennoch zieht Hirka den Leser hinein in den Strudel ihrer Geschichte. Sie ist eine Fremde, in einem Land, das aus Angst kein Fremdsein duldet. Keiner kann beweisen, dass die Odinskinder tatsächlich für die Verbreitung der Fäulnis verantwortlich sind, doch das interessiert die Ymlinge nicht. Hirka überrascht immer wieder damit, wie tief mitfühlend sie ist und wie sie für jedes Wesen, das Hilfe braucht, da ist und dieses selbstlos unterstützt. Die Leute die ihr begegnen, sind von ihren Fähigkeiten begeistert, ohne zu wissen, welches Geheimnis sie mit sich trägt.
Siri Pettersen füllt ihre fabelhafte Welt mit authentischen Charakteren, deren Erlebnisse und Entwicklungen den Leser nicht mehr loslassen wollen. Immer wieder wird man mit einer neuen Wendung in der Geschichte überrascht, was das Lesen spannend hält. Odinskind ist der erste Teil der Trilogie „Die Rabenringe" und auch die Fortsetzungen „Fäulnis" und „Gabe" sind mehr als lesenswert.
Empfohlen für Jugendliche ab 14 Jahren.
Clara Stadler