Buchtipp für Jugendliche 09/2021: Kyra Groh: Mein Leben als lexikalische Lücke

(© Arctic Verl.)

Was soll das sein - eine lexikalische Lücke? Es ist die Bezeichnung für etwas, das es wirklich gibt, das aber bisher in keinem Wörterbuch zu finden ist. Genau dieses Gefühl verbindet Jule und Benni miteinander: ein Niemand zu sein und keine Bedeutung zu haben, ein Fremder im eigenen Leben und in der eigenen Familie.

Der 18-jährige Benni macht gerade ein Praktikum in einem Frankfurter Krankenhaus und hat Angst, nie vom nerdigen Benni zum coolen Ben zu werden, Angst es nicht zu schaffen, den Patienten einmal Blut abzunehmen und vor allem Angst vor der zu kleinen Wohnung in der er mit seiner Mutter und den vielen Kruzifixen lebt.

Auch die 16-jährige Jule fühlt sich eingeengt in ihrem Leben – genaugenommen vom dem Weltbild ihrer Eltern. Denn die haben absolut kein Verständnis für die vegane Ernährungsweise ihrer Tochter, Freitagsdemonstrationen oder Anti-Rassismus-Plakate.

Als sich die beiden Teenager vor einem Supermarkt das erste Mal begegnen, haben sie keine Ahnung davon, wie viel bunter, komplizierter aber auch erträglicher das Leben mit dem jeweils anderen werden wird. Denn miteinander finden sie einen Weg, sich ihren Ängsten zu stellen, den Mut, für ihre Ideale einzustehen und einen Weg, ihren eigenen Platz im Leben zu finden.

Mit ihrem Schreibstil schafft es die Autorin Kyra Groth, dass dem Leser Jule und Benni schnell ans Herz wachsen. In der Lebenswirklichkeit der beiden, ihren Träumen und ihrer Unsicherheit werden sich viele junge Leser wiederfinden. Sehr gelungen ist auch die Einflechtung aktueller Themen, die die junge Generation derzeit bewegen. Zum Beispiel den Klimawandel, der seit der „Fridays for Future“- Bewegung junge Menschen auf die Straße bringt. Oder den Glaubenskonflikt nach diversen Missbrauchsskandalen innerhalb der Kirche.

Ein sehr politisches, modernes und kluges Buch, empfohlen ab 14 Jahren.