Roman / Mareike Fallwickl. - 3. Auflage. - Hamburg :
Rowohlt, 2022. - 377 Seiten. - (Rowohlt Hundert Augen)
ISBN 978-3-498-00296-1 fest geb. : 22,00 €
Helene, Ehefrau und Mutter, kann eines Abends einfach nicht mehr. Als sie nach dem Salzstreuer gefragt wird, steht sie wortlos auf und stürzt sich vom Balkon der Wohnung in den Tod. Die ganze Familie steht unter Schock. Zurück bleiben ihr Mann und ihre drei Kinder, die 15-jährige Tochter Lola und die beiden kleinen Söhne Lucius und Maxi. Ebenfalls ihre langjährige Freundin Sarah aus Kindertagen, die den Verlust kaum fassen kann.
Es ist das zweite Pandemiejahr und schnell wird klar, dass die Lücke, die Helene hinterlässt, nicht so einfach zu schließen ist. Die Kindergärten sind wegen Corona geschlossen und eine Betreuung ohne die Mutter kaum möglich. Die fünfzehnjährige Lola ist eine kluge, aber bockige Teenagerin, die Skateboard fährt und sich auf ihre Freundin Sunny verlassen kann. Sarah ist eine erfolgreiche Krimischriftstellerin, unverheiratet und kinderlos. Sarah und Lola übernehmen schnell Verantwortung und stemmen die Last des verwaisten Haushaltes und die Betreuung von Lolas jüngeren Brüdern, während der Vater arbeiten geht. Beide Frauen versuchen, sich nicht die Schuld für den Selbstmord der Mutter zu geben und fragen sich doch insgeheim, wie dieser Tod hätte verhindert werden können. Lola reagiert auf die vorhandene Situation mit Wut, Sarah eher mit Resignation, doch beide Frauen versuchen, auf ihre Art weiterzumachen.
Der beeindruckende Roman erzählt vom Schmerz und Ringen der Zurückgebliebenen auf eine ganz unpathetische und sehr wahrhaftige Weise. So wechselt die Perspektive von Sarah und Lola kapitelweise und beide Frauen versuchen, aus der Opferrolle herauszukommen und zu handeln. Doch für beide Frauen wird klar, dass dies in unserer Gesellschaft nicht leicht ist und gesellschaftliche Konventionen sie immer wieder einholen.
Der Roman zeigt auf eindrucksvolle Weise drei Frauenschicksale unterschiedlicher Generationen und hallt nach dem Lesen noch lange nach.
Mareike Fallwickl, 1983 in Hallein bei Salzburg geboren, arbeitet als freie Autorin und lebt mit ihrer Familie im Salzburger Land. 2018 erschien ihr literarisches Debüt "Dunkelgrün fast schwarz" in der Frankfurter Verlagsanstalt, das für den Österreichischen Buchpreis sowie für das Lieblingsbuch der Unabhängigen nominiert wurde. 2019 folgte der Roman "Das Licht ist hier viel heller", dessen Filmrechte optioniert wurden. Sie setzt sich auf diversen Bühnen sowie Social-Media-Kanälen für Literaturvermittlung ein, mit Fokus auf weiblichen Erzählstimmen.