ein Huhn entdeckt die Welt : Roman / Molli Morgan. - Originalausgabe. - München : dtv, 2023. - 365 Seiten ; 20 cm
ISBN 978-3-423-22034-7 Broschur : 11,95 €
Molli fristet ein schrecklich eintöniges Leben als Legehenne in einem Massenstall. Tageslicht hat sie nie gesehen, frische Luft nie geatmet. Als ihre einzige Freundin Bertha stirbt, hat sie nicht mehr zu verlieren – Molli wagt die Flucht. Mit Geschick und dank eines Zufalls gelingt es ihr zu entkommen. Ein abenteuerliches Leben beginnt.
Molli trifft auf Henne Betty und diese nimmt sie mit zu dem älteren Ehepaar Otterpohl, das privat Hühner hält. Die dortigen Hühner reagieren unterschiedlich auf Molli und lassen sie nicht in den Hühnerstall. Molli flattert daher abends immer auf einen Baum und macht es sich dort gemütlich. Huhn Betty zeigt ihr, was ihr bislang verwehrt war, beispielsweise scharren und sandbaden. Ebenso muss sie lernen mit Gefahren, wie z. B. Füchsen oder Mardern, umzugehen, die sie dies aus der Gefangenschaft nicht gekannt hatte.
Molli genießt ihr neues Leben, doch eines Tages zieht es sie magisch zu ihrem ehemaligen Stall zurück. Betty und sie müssen mit ansehen wie tausende Hühner gewaltsam aus dem Stall geholt und abtransportiert werden. Molli wird bewusst, dass sie auch eines dieser Hühner hätte sein können, wenn ihr nicht rechtzeitig die Flucht gelungen wäre. Sie beschließt etwas gegen das Schicksal der Legehennen in der Massenhaltung zu unternehmen. Die Öffentlichkeit soll vom Leid der Hühner erfahren.
Der Roman ist witzig und zugleich packend geschrieben. Nebenbei erfährt man noch einiges über die Lebensweise und Haltung von Hühnern.
Zugleich kann der Roman als Fabel für die Freiheit gedeutet werden. Nur wer sich traut, Verantwortung für sich und andere übernimmt und Gefahren in Kauf nimmt, kann die Freiheit genießen. Diejenigen, die dazu nicht bereit sind, werden bis zu ihrem Lebensende in „Gefangenschaft“ leben.
Hinter dem Pseudonym Molli Morgan steht die preisgekrönte Autorin Que Du Luu. Sie wurde 1973 in Saigon/Südvietnam geboren. Nach Kriegsende floh sie mit ihrer Familie über Umwege nach Deutschland, wo sie Germanistik und Philosophie studierte.
