Buchtipp für Erwachsene Oktober 2013

Capus, Alex:
Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer : Roman. - München : Hanser, 2013. - 281 S.
ISBN 978-3-446-24327-9 fest geb. : EUR 19.90

Buchtipp des Monats 10 / 2013
Buchtipp des Monats 10 / 2013 (© Stadt Aalen)

Nur selten tauchen auf den einschlägigen Belletristik-Bestsellerlisten Bücher auf, die über das Niveau von reinem Lesefutter hinausgehen. Umso mehr freut es einen Literaturfreund, wenn auf diesen Listen wieder einmal ein Roman erscheint, der sich stilistisch und inhaltlich wohltuend von dem abhebt, was sich üblicherweise darauf findet.

Ein Buch dieser seltenen Spezies, das es auf die SPIEGEL- und Focus-Bestsellerliste geschafft hat, obwohl es anspruchsvoll ist, ist „Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer“ des Schweizer Autors Alex Capus („Eine Frage der Zeit“, „Léon und Louise“). Wie schon in „Munzinger Pascha“, „Reisen im Licht der Sterne“ oder „Himmelsstürmer“ widmet er sich darin dem Genre der literarischen Biographie. In einer Mischung aus gesicherten Fakten und begründeten Vermutungen erzählt er die fesselnden Lebensgeschichten dreier Schweizer Staatsbürger vor dem Hintergrund der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: die des Atomphysikers Felix Bloch (1905-1983), der – obwohl im Grunde seines Herzens ein Pazifist – an der Seite Robert Oppenheimers maßgeblich an der Entwicklung der Atombombe beteiligt war und 1952 für seine Forschung zur Kernspinresonanz den Physiknobelpreis erhielt; die des Malers und Restaurators Emile Gilliéron (1885-1939), dessen mehr von phantasievollen Ergänzungen als vom tatsächlichen Befund geprägten Zeichnungen und Rekonstruktionen der Ausgrabungsfunde von Knossos jahrzehntelang das Bild der minoischen Kultur beim Publikum prägten; und schließlich die der in Istanbul als Kind italienischer Eltern geborene Laura D’Oriano (1911-1943), die eigentlich Sängerin werden wollte, während des 2. Weltkriegs für die Alliierten die italienische Kriegsmarine ausspionierte und dafür von einem Kriegsgericht zum Tode verurteilt wurde. Es sollte das einzige gegen eine Frau verhängte Todesurteil in der über 80jährigen Geschichte des Königreichs Italien sein, das je vollstreckt wurde.

In ständigem Wechsel zwischen den drei Porträtierten erzählt Capus abschnittsweise deren Leben. Er tut dies in einer geschliffenen Sprache, von der sich viele, wenn nicht die meisten seiner Kollegen von der schreibenden Zunft eine dicke Scheibe abschneiden könnten. Wie zuletzt „Léon und Louise“ sprachlich und inhaltlich wieder ein echter Lesegenuss!

Michael Steffel, Stadtbibliothek im Torhaus