Buchtipp für Erwachsene August 2016

Bov Bjerg: Auerhaus

6. Aufl. - Berlin : Aufbau-Verl., 2015. - 235 Seiten (Blumenbar) ISBN 978-3-351-05023-8 fest gebunden : EUR 18.00

(© Blumenbar)

Zum Roman:

Frieder hat versucht, sich umzubringen – mit nicht einmal 18 Jahren. Durch einen Zufall findet ihn der Vater im Keller, gerade noch rechtzeitig nach der Einnahme von Tabletten und Alkohol. Frieder ist ein hochintelligenter Bauernsohn und natürlich steht die Frage im Raum: Wird er es wieder tun?

Um das zu verhindern, zieht sein Freund Höppner mit ihm in das alte Haus von Frieders Opa, mitten in einem Dorf in der schwäbischen Provinz Anfang der Achtziger Jahre. Mit 2 Mädchen entsteht eine ungewöhnliche Schüler-WG, die für alle, an der Schwelle zum Erwachsenwerden, ein besonderes Jahr bedeutet. Zwischen Alltag, Gesetzlosigkeit und der Suche nach dem „richtigen" Leben entwickelt sich eine ganz besondere Gemeinschaft, die gemeinsam die Hürden des Erwachsenwerdens meistert.

In knapper Sprache und auf das Wesentliche reduziert, schafft es der Autor mit seiner Geschichte einen Sog zu entwickeln, dem man sich kaum entziehen kann. Die WG-Bewohner machen erste Erfahrungen mit einem unabhängigen Leben, indem sie sich mit ihren Träumen, Plänen und ihrer Zukunft auseinandersetzen, nächtelang am Küchentisch diskutieren und erste Beziehungen und Krisen meistern. Der nachdenkliche Ich-Erzähler Höppner beschreibt in knappen Sätzen die zutiefst komische, aber nie belanglose Handlung. Ich bin mir sicher, dass viele Leser sich noch einmal an die eigene unbeschwerte Zeit vor dem Erwachsenwerden erinnern und auf diese Tage noch einmal mit Wehmut zurückblicken. Ein bemerkenswerter Roman für Jugendliche und Junggebliebene.

Zum Autor:

Bov Bjerg, 1965 in Württemberg geboren und seit 1984 in Berlin lebend. Eigentlich heißt er Rolf Böttcher und hat am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig studiert sowie in Berlin und Amsterdam: Linguistik, Politik, Literatur. Er gründete mehrere Lesebühnen, u.a. Dr. Seltsams Frühschoppen, Mittwochsfazit, Reformbühne Heim und Welt. Arbeitete als Schauspieler und Autor beim Kabarett und schrieb für verschiedene Zeitungen. Die Kurzgeschichte „Howyadoin" erhielt 2004 den MDR-Literaturpreis. 2008 erschien sein Debütroman „Deadline" im Mitteldeutschen Verlag. Auerhaus ist sein zweiter Roman.

Pressestimmen:

"Bov Bjerg […] hat mit diesem schlanken Coming-of-Age-Roman eines der schönsten Bücher unserer Tage geschrieben." Süddeutsche Zeitung 09.01.2016

"In seinem Roman erzählt Bov Bjerg vom Aufwachsen im Schwäbischen und trifft dabei ein Gegenwartsgefühl." taz 11.12.2015

vorgestellt von Andrea Effinger